Gerade, wenn man frisch dabei ist, stellt man sich oft die Frage, ob dieser Weg tatsächlich ‚der Richtige‘ ist. Aller Anfang ist schwer & neue Dinge zu erlernen ist bei weitem nicht einfach. & gerade bei der Informatik gilt es viele frustrierende Erlebnisse zu überwinden, bevor man sich an Erfolgserlebnissen erfreuen kann. Hier will ich aus eigener Erfahrung ein paar Tipps geben, wie man trotzdem am Ball bleibt & sogar Spaß daran hat.
„Done is better than perfect.“
Man sollte sich nicht zu viel stressen & bei jedem Projekt mehr als 100% geben wollen. So geht einem schon früh die Puste aus & steigert die Frustration an der eigenen Leistung. Perfektionismus ist meiner Meinung nach vor allem in den frühen Semestern absolut fehl am Platz.
Fehler machen ist erlaubt & wichtig!
Finde dich damit ab, dass du erst am Anfang des Weges stehst & noch dabei bist von jedem Projekt zu lernen. Du kannst noch gar nicht alles wissen. Wenn du schon alles wüsstest, müsstest du nicht studieren oder eine Ausbildung machen. Du bist hier, um zu lernen. & gelernt wird vor allem, indem man sich erlaubt Fehler zu machen & aus ihnen das Beste zu machen. Im späteren Arbeitsleben profitiert man stark davon die Sackgassen zu kennen & sie umschiffen zu können!
„Spielen ist experimentieren mit dem Zufall.“
~ Novalis
Versuche ein Spiel daraus zu machen. Das gilt nicht nur unbedingt für die Lernenden, sondern auch für die Lehrpersonen. Man lernt viel lieber, wenn eine Sache einen spielerischen Charakter hat. Natürlich sollte man sich dabei nicht wie im Kindergarten vorkommen. Aber hin & wieder Aufgaben als Challenge verpacken & den Spieltrieb für außergewöhnliche Lösungen fördern hilft ungemein, um sich durch schwierige Phasen zu kämpfen. Beispielsweise durften wir im Studium ein einfaches Spiel programmieren & zum Ende des Semesters einen Bot dafür. Diese Bots sind dann gegeneinander angetreten & der Gewinner wurde gekürt & in Form von Zusatzpunkten für die Prüfung belohnt. Das feuerte den Ehrgeiz der einzelnen Teams an & sorgte dafür, dass verschiedenste Lösungsstrategien ausprobiert wurden. Zur Übung lohnt es sich auch eigene kleine Spiele zu realisieren mit einfacher Spiellogik, wie das ‚Simon Game‘, ‚4 gewinnt‘ oder ‚Tic-Tac-Toe‘. Kleine tägliche Quizfragen kann man in Apps beantworten, um sein Wissen zu testen & neues Wissen zu verinnerlichen. Die App, die ich gerne dafür verwende ist Enki, wo man für die verschiedensten Programmiersprachen & Tools Quizfragen in verschiedenen Schwierigkeitsstufen erhält. Als Belohnung gibt es nach jeder Lektion ein kleines Spiel.
„Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“
~ Albert Einstein
Finde die Nische, die DIR Spaß macht. Tob dich aus im Wahlpflichtfach-Angebot deiner Hochschule oder Uni. Rede mit Leuten auf Veranstaltungen, wie z.B. einem Projekttag bzw. einem Tag der offenen Türe, oder komm ins Gespräch mit Studenten ähnlicher Studiengänge in gemischten Kursen. Die kennen oft interessante Technologien, die man selbst nicht auf dem Schirm hat. Ein weiterer Tipp: schau was auf Messen gefragt ist. Was fragen die Firmen nach? Welche Programmiersprachen sind im Kommen bei Startups? Was sind Trendthemen, wie z.B. IoT oder KI? Lass dir Einsatzgebiete zeigen & lass dich von deiner Neugierde leiten.
„Hey, du bist nicht allein im Universum.“
~ Men in Black II
Führ dir vor Augen, dass du weder der/die Erste bist, der/die diesen Weg beschreitet! Das haben ganz andere schon vor dir geschafft. Such dir Gleichgesinnte in Form einer Lerngruppe, Freunde, Familie oder Online-Community. Diejenigen werden auch froh sein nicht alleine kämpfen zu müssen & du erhältst Unterstützung, wenn du sie benötigst. Gemeinsam schafft man meist mehr, als alleine & kann sich gegenseitig pushen. Es hilft durchaus auch einen ‚Accountability‘-Partner zu suchen, der einen regelmäßig nach den Fortschritten in Richtung Ziel befragt & einen zur Rechenschaft bringt oder sogar mitmacht – ähnlich wie zu zweit ins Fitness zu gehen, um auch an unmotivierten Tagen das Training durchzuziehen. Informatik ist nicht unbedingt eine Raketenwissenschaft, auch wenn sie den Geist stark fordert & neue Denkstrukturen verlangt. & manche Dinge brauchen einfach Zeit oder eine andere Perspektive, bis man sie vollkommen überrissen hat.
„Mit dem Wissen wächst der Zweifel.“
~ Goethe
Mir ging es am Anfang so, dass ich irgendwann in der 10. Klasse Feuer & Flamme mit der Informatik war. Am Anfang hat man von nichts eine Ahnung, wenn man aber gut herangeführt wird, schafft man schnell sichtbare Ergebnisse & ist motiviert weiter zu machen. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem man an sich selbst & seinen Fähigkeiten immer mehr zweifelt. Der Punkt kam bei mir innerhalb der Prüfungsphasen vom zweiten & dritten Semester. Ich zweifelte, ob Informatik tatsächlich die richtige Wahl war – vielleicht wäre Meeresbiologie doch klüger gewesen. Vielleicht wäre es auch klüger gewesen an eine andere Hochschule oder Uni zu gehen. Vielleicht hätte ich lieber eine Ausbildung machen sollen. & soll ich dir was sagen? Diese Art des Zweifelns ist ganz normal. Jahre später habe ich folgende Grafik vom Dunning-Kruger Effect das erste Mal gesehen & durfte feststellen, dass ich bei weitem nicht alleine damit dastehe. (Auch wenn die Kernaussage der Studie eigentlich ist, dass Leute, die neu auf einem Themengebiet sind mit vollem Selbstbewusstsein & gefährlichem Halbwissen agieren.)
“It’s easier to keep up than to catch up.”
~ Gretchen Ruben
Im dritten Semester bin ich fast auf die Nase gefallen, weil ich im Gymnasium mit geringem Lernaufwand durchgekommen bin & auch die ersten beiden Semester nur 1-2 Wochen vor den Prüfungen mit dem Lernen begonnen habe. Das dritte Semester war dann der Wink mit dem Zaunpfahl, den ich brauchte, um zu realisieren, dass es so nicht weiter gehen wird. Seitdem lerne ich kontinuierlich während dem Semester mit, bereite Vorlesungen vor bzw. nach, indem ich Zusammenfassungen schreibe & lese die entsprechenden Bücher zur Vorlesung nicht erst 2 Tage vor der Prüfung. Klingt jetzt vielleicht hart streberhaft & nicht sonderlich amüsant & wahrscheinlich bleiben diese Worte auch wirkungslos, solange du selbst nicht deinen persönlichen Wink mit dem Zaunpfahl bekommst. Aber was soll ich sagen: mit Freundinnen & Freunden zusammen können die Stunden in der Bibliothek auch wie im Flug vergehen & eine Packung saure Gummibärchen kann durchaus die Stimmung heben. Davon abgesehen gibt es natürlich noch die Campus Cat an der Augsburger Uni, die auch gerne die Bibliothek besucht. (:
„Wenn ich weiter sehen konnte, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stand.“
~ Isaac Newton
Die gelegentliche Nachfrage beim Professor, Tutor oder Ausbilder sind keine Schande, wenn etwas trotz eigenem Einsatz unklar ist. Mentorenprogramme sorgen dafür, dass man jederzeit einen Ansprechpartner hat, dem man ohne Scheu Fragen stellen kann. Teilweise vergeben Unternehmen mitsamt einem Stipendium solche Mentoren an Studenten. Gerade auch als Schüler ist sowas interessant, um Fragen zum späteren Arbeitsalltag stellen zu können & abzuwägen, ob der Studiengang wirklich zu den Interessen & Fähigkeiten passt. Such dir auch gerne online Vorbilder, mit denen du in Kontakt treten kannst, um von deren Erfahrungen zu profitieren!
„Worte schaffen Wirklichkeit.“
Beobachte dich selbst, wie du von dir / deinem Lernfortschritt / deiner Arbeit / deinem Projekt / deiner Aufgabe redest & denkst. Worte schaffen Realität – welche Realität formst du mit deinen Gedanken & Worten? Welchen von diesen Sätzen kannst du eine positive Note verpassen? „Das mit Projekt XY wird doch eh nichts… Ich verstehe da bloß Bahnhof & sehe gar kein Land mehr.“ kann zu einem „Projekt XY fällt mir nicht so leicht, wie gedacht, doch ich arbeite daran & gebe mein Bestes.“ werden.
„Argue for your limitations, and surely they’re yours.“
~ Richard Bach
& letztendlich ist es doch so: wenn du nicht dran glaubst es irgendwann draufhaben zu können, dann behinderst du dich nur selbst. Theodore Roosevelt hat einmal gesagt: „Believe you can and you’re halfway there.“ Die Zweifel können noch so groß sein, solange deine Träume & Ziele größer sind, kannst du trotzdem alles erreichen! Erinnere dich daran, warum du dich für diesen Weg entschieden hast (Why-Power statt Will-Power) & such dir eine Motivation, die dich jeden Tag weitermachen lässt. Der Dunning-Kruger Effect zeigt mit zunehmender Zeit auch wieder einen Aufschwung – man muss ’nur‘ durchhalten.
Dieser Blogbeitrag ist inspiriert gewesen durch eine Anfrage von @herzberggdi auf Instagram, der auf der Suche nach Tipps für seine Studenten ist. Wenn ihr Fragen oder Vorschläge für Blogbeiträge habt, meldet euch bei mir. Entweder hier in den Kommentaren, oder auf Instagram @404informatikerinnotfound.

2 Comments
Bin grad mal im 1. semester und studiere Informatik. Und muss sagen am anfang habe ich nir Bahnhof verstanden habe mich hingesetzt und habe gelernt weil ich Ziele hatte.Dann kamm ich besser klar jetzt verstehe ich vieles zum glück.
Toll, das freut mich Elif! 🙂