Nachdem ich auf meiner Reise durch Südostasien festgestellt habe, dass ich nicht die Einzige bin (danke Lia!), die vor dieser Entscheidung stand/steht, fasse ich hier meine Gründe zusammen, warum ich mich für das eine & gegen das andere entschieden habe. Dabei will ich dazu sagen, dass ich nur die Informatik Seite wirklich kenne, da ich Meeresbiologie nie verfolgt habe – korrigiert mich also, wenn ich mit etwas falsch liege!
Kind! Denk doch an die Zukunft!
Ein Satz, den man viel von den Eltern oder sogar Großeltern gesagt bekommt, mit dem sie leider Recht haben. Das Ding ist: Meeresbiologie war mein Plan A. Ich liebe das Meer, Biologie war eines meiner absoluten Lieblingsfächer & mit meinem Bruder habe ich nach jedem Schnorchelgang die Fische, Muscheln & Pflanzen bestimmt, die wir gesehen haben. Jetzt das große ABER: Für den Moment ist das ja alles schön & gut, aber was, wenn man irgendwann eine Familie gründet & dennoch den Projekten an den Meeren nachjagen muss & nicht zuverlässig die Zukunft planen kann? Mit der Familie ständig umziehen oder eine Fernbeziehung trotz Familie im worst case? Nicht sicher sagen können, ob ich nächsten Monat einen Job habe, mit dem ich meine Rechnungen zahlen kann? Würde ich das wollen?
Das Meer ist nicht unbedingt dort, wo der Rest ist
Damit meine ich, dass z.B. in meiner Heimat – dem Allgäu – kein Meer ist. Somit müsste ich entweder ans Meer im deutschen Norden, oder ganz woanders hin, um erstens zu studieren & zweitens zu arbeiten. Zudem ist man in der Regel immer ortsgebunden. Informatik gibt einem die Freiheit zu entscheiden, wo man bleiben oder hingehen möchte & bietet sogar die Möglichkeit des Digitalen Nomadentums (Digital Nomads). Insbesondere, wenn ich in der Heimat gebraucht würde, hätte ich mich zwischen Job & Familie entscheiden müssen.
Nicht jeder kann am Great Barrier Reef arbeiten
Fakt ist, nicht jeder wird jederzeit an den schönsten Destinationen arbeiten können. Das sind meiner Meinung nach Glückstreffer. Mein Albtraum wäre es gewesen stundenlang im Eismeer unterwegs zu sein & amöbenartige Tierchen & Plankton zu beobachten… Natürlich kann auch in der Informatik nicht jeder für Google arbeiten, doch ein langweiliger Bürojob erschien mir als worst case Szenario besser ertragbar.
Stellenvergabe anhand von Vitamin B
Als ich recherchierte zu den Jobmöglichkeiten als Meeresbiologin, bin ich sehr schnell darauf aufmerksam geworden, dass viele Stellen tatsächlich gar nicht öffentlich ausgeschrieben werden, sondern nur an jemanden, der jemanden kennt, vergeben werden. In meiner Schullaufbahn war ich alles andere als kontaktfreudig, sodass mir das ein Dorn im Auge war.
Könntest du ein Tier sezieren?
Ich könnte es nicht. Es gibt Wege Biologie zu studieren, ohne jemals ein Lebewesen zu sezieren, doch der Regelfall ist immer noch, dass man das ein oder andere Mal selbst Hand anlegen darf an einem lebendigen Wesen. Nachdem ich von der Schule abgeholt werden musste als im Biologie Unterricht ein echtes frisches Rinderherz auf dem Lehrerpult vorgeführt wurde, kam das für mich nicht in Frage. Mir liegen die Tiere dafür auch zu sehr am Herzen, als dass ich bei sowas auch nur zusehen möchte.
Biologie Bachelor – Meeresbiologie Master
Zu Schulzeiten war ich mir auch noch unsicher, ob ich tatsächlich einen Master machen will. In der Regel muss man für Meeresbiologie einen ’normalen‘ Biologie Bachelor absolvieren, bevor man sich im Master auf Meeresbiologie spezialisieren kann. Natürlich könnte man auch so nach dem Bachelor aufhören, ist dann aber nicht spezialisiert auf das Feld, das mich am meisten interessierte. Für Informatik benötigt man nicht zwingend einen Masterabschluss (ich mach ihn trotzdem, weil ich Spaß daran habe :D). 50-70 Prozent der Biologiestudenten promovieren sogar!
Aber ich will etwas in der Welt bewegen!
Ehrlich gesagt kann man das tatsächlich mit beiden Studienfächern gleich gut. Informatik gibt einem unendlich viele Einsatzgebiete. Beispielsweise könnte man auch als Data Scientist für eine Umweltschutzorganisation arbeiten & deren gesammelte Daten aufbereiten, sodass Schlüsse daraus gezogen werden können & entsprechend gehandelt werden kann. Klar, als Meeresbiologe kann es durchaus sein, dass man direkter am Geschehen beteiligt ist, doch im Punkt Einflussbereich nehmen sich die beiden Berufe meiner Meinung nach kaum etwas.
Das liebe Geld
Für mich war das Gehalt kein entscheidender Faktor, da für mich Glück nicht an ein hohes Einkommen gekoppelt ist. Lieber habe ich eine schlecht bezahlte Berufung, als einen gut bezahlten Beruf. Laut gehalt.de verdient ein Meeresbiologe monatlich 2.973€ – 4.419€. Ein Informatiker verdient in Bayern hingegen 4.565€ – 6.472€. In meinem Studiengang gab es durchaus den ein oder anderen, der sich den Studiengang vorrangig aufgrund des Gehalt ausgesucht hat. Es ist natürlich attraktiv, bin aber großer Verfechter davon, dass man das machen sollte, was einen langfristig glücklich macht. & den Großteil des Tages / der Woche / des Lebens in einem Job zu verbringen, der einen nicht glücklich macht, wäre für mich undenkbar.
Was macht mir Spaß? – Probier’s aus!
In der Schule machten mir beide Fächer ziemlich gleich viel Spaß & ich war in beiden Fächern gut. Ich suchte somit das Gespräch meinem Informatik & Biologie Lehrer, damit diese mir von ihrem Studium erzählen können. Beide waren Feuer & Flamme für ihr Fach & haben mir aber auch ehrlich die Vor- & Nachteile aufgezeigt. Auf Fragen haben sie so gut sie konnten geantwortet. Letztendlich hatte ich – nicht zuletzt aufgrund meines Informatiklehrers – die Chance in Form eines Schülerstudiums an der TU München in die Informatik Vorlesungen hineinzuschnuppern. Mit jeder Woche dort stellte ich fest, dass mein Wissensdurst unendlich groß ist & dass dort Leute studieren, die mir wesentlich ähnlicher sind, als die Mädels an dem Mädchengymnasium, an dem ich dato war. In den behandelten Inhalten bin ich total aufgegangen. Ab dem Moment wusste ich, dass es die richtige Wahl für mich ist. Dazu muss ich sagen, dass ich nie etwas vergleichbares mit Biologie gemacht habe.
Wie wärs? Biostudium nach dem Informatik Bachelor?
Lange war ich am Überlegen, ob ich nach meinem Informatik Bachelor nicht doch noch meinem Biologie-Interesse nachgehen sollte. Meine momentane Einschätzung ist jedoch, dass man sich selbst limitiert dadurch, weil man versucht im Berufsleben beide Komponenten einsetzen zu können – dadurch schränkt sich das Angebot an Firmen immens ein. Zudem würde es 3 weitere Jahre Bachelorstudium bedeuten, wodurch ich am Ende zwei Abschlüsse hätte – ’nichts ganzes & nichts halbes‘ letztendlich.
Mittelweg: Bioinformatik?
Eine Freundin von mir ist den Mittelweg mit Bioinformatik an der TU in München gegangen. Es war hart für sie & hat mit der Biologie, wie ich sie an der Schule lieben gelernt habe scheinbar wenig zu tun. Ein sehr großes Feld stellt hierbei die Genetik dar, die zwar spannend, aber auch sehr komplex ist. Mittlerweile spielt die Bioinformatik aber nicht nur in der Genetik, sondern auch in vielen anderen Bereichen eine tragende Rolle. Behandelte Fachgebiete sind die Folgenden: Praktische und Theoretische Informatik, Technische Informatik, Mathematik, Biologie, Biochemie und Genetik. Als Schwerpunkt kann dann Molekularbiologie, Neurobiologie, Chemie oder Pharmazie gesetzt werden.
Fazit
Letztendlich ist die Studienwahl eine sehr individuelle Sache & keiner kann einem die Entscheidung vollkommen abnehmen. Für mich war es wichtig in das Studium hineinschnuppern zu können, um wirklich zu wissen, was auf mich zukommt & fundiert hinterfragen zu können, ob ich mir das tatsächlich vorstellen könnte langfristig zu machen. Falls das nicht möglich ist, ist es auch kein Beinbruch ein Studium nach dem ersten Semester abzubrechen. Die Absprungquote ist im ersten Semester für die meisten Studiengänge recht hoch – du wärst nicht der/die Erste! & ein Semester ist nicht die Welt, vor allem, wenn man danach weiß, was auf jeden Fall NICHT das Richtige für einen ist. Scheitern oder versagen tut nur der, der nicht aus seinen Fehlern lernt.
Wenn du noch andere Punkte wichtig findest bei der Entscheidung zwischen diesen beiden Studiengängen, lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!

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